Baumwurzel beschriftet mit den Worten Yes Welcome Relax Enjoy

Vertrauen

Kürzlich bin ich bei der Supervision in meinem eigenen Geburtsprozess gelandet. Wwwwums! Da stand ich unvermittelt in einem Wahrnehmungsfeld, welches mein Ich repräsentierte und ich wusste nur zwei Dinge: Ich bin sehr jung – kurz unter 0 – und „es geht los“!

Ebenfalls vollkommen unerwartet habe ich mich dabei sowohl tiefenentspannt als auch pudelwohl gefühlt. Über beides war ich ziemlich verdutzt und fragte meine Supervisorin, wie das sein könnte. Es ging doch auf die Geburt zu!

Sie erinnerte mich daran, dass eine Geburt etwas Natürliches ist und dass es grundsätzlich erst einmal total normal ist, voller Vertrauen hindurchzugehen.*

Das stimmte. Ich konnte aber das Wort Vertrauen gar nicht auf mein Gefühl anwenden. Diese Ruhe, dieses unbeschreibliche Maß an Tiefensicherheit, das schien mir so viel mehr als Vertrauen zu sein. Und ausgerechnet an einem Punkt in meinem Leben wo ich aus heutiger Sicht mit einem gewissen Stress oder zumindest mit Aufregung gerechnet hätte.

Nichts davon war auch nur annähernd zu spüren. Was ich erlebte war tatsächlich Vertrauen, und zwar eine besondere Form davon, nämlich Urvertrauen.

Auch wenn mir das Urvertrauen im Leben schon öfter begegnet ist, ist es sehr beeindruckend, es direkt am Ursprung so in Reinform zu erleben. Zu spüren, dass es einfach so da ist und sich nicht einmal zu 0,000001% durch eine bevorstehende Major-Transformation aus dem Takt bringen lässt.

Ich habe dazu auch keine besondere Moral am Ende der Geschichte. Wichtiger finde ich, dass schon allein der Gedanke an den erlebten Moment zusammen mit dem Wort „Urvertrauen“ die Erinnerung an diese unglaublich feste Substanz in mir stärkt. Eine Ich-Substanz, die nicht im mindesten kontrollieren muss, was ohnehin nicht kontrollierbar ist. Die einfach mit geballter Körperkraft durch ein Nadelöhr geht, durch einen Tunnel in eine unbekannte Dimension – und sich prima dabei fühlt.

Als erwachsener Mensch mit derselben Haltung durch die vielen kleinen und großen Transformationen im Leben zu gehen … das ist schon etwas kniffliger. Muss aber auch nicht sein. Mir selbst reicht die Freude an dieser Ich-Substanz schon dicke aus und ich wünsche allen, die das hier gerade lesen, dass ihr eigenes Urvertrauen aufblitzt – und am besten gleich dableibt, falls es das nicht sowieso schon war!

*Etwas weniger natürlich ist es, dass Frauen, Kinder und auch werdende Väter bei der Geburt bis heute häufig traumatisiert werden. Auf dem Gebiet gibt es noch viel zu tun, bzw. zu lassen!