Haiku & Blitzporträt
Poetische Einblicke in „Innere Reisen“
Vor einiger Zeit hat mir ein befreundeter Künstler das Schreiben von Haikus empfohlen. Mich hat es gleich gepackt. Ich habe losgelegt und kann seitdem nicht mehr aufhören. Das Schreiben macht nicht nur großen Spaß, dabei geschieht noch viel mehr. Mit den Haikus bekommen Gefühle und Gedanken eine Form, die man ihnen zum Beispiel mit dem freien Schreiben nicht geben kann. Erlebnisse runden sich dadurch ganz anders und viel vollständiger ab.
Das Schreiben von Haikus macht es leicht, komplett zu verarbeiten und all das loszulassen, was sonst noch wie eine offene Akte durchs System geschwirrt wäre.
Haikus zu verfassen ist also nicht nur erfüllend, sondern auch hilfreich, um „seelisch auszumisten“ und Klarheit zu schaffen.
Kombination von Haikus mit Zeichnungen
Inzwischen hatte ich auch schon die Essenz so mancher Innenreise in einen Haiku verwandelt und sie aus künstlerischer Neugierde spontan mit vollkommen unabhängig gezeichneten „Blitzporträts“ kombiniert. Dadurch wurden die Haikus auf einmal lebendig, manche fingen richtig an „zu sprechen“.
Und so konnten sie etwas, wofür ich bislang keine Form hatte: Aus der Praxis erzählen und dabei den individuellen, lebendigen Geist einer Sitzung transportieren. Das fand ich bisher trotz der Genehmigung meiner Gäste viel zu persönlich. In der Abstraktion wiederum verschwand das Eigentliche. Haikus können beides, sie sind spezifisch und universell. Mit der Porträt-Kombination bilde ich nun besondere Momente aus den „Inneren Reisen“ ab. Keine ganzen Geschichten, sondern
Geistesblitze, Erkenntnisse, Streiflichter – und auch Echos, die in mir nachhallen.
Manche der Haikus beziehen sich auf spezielle Sitzungen. Andere beschreiben Prinzipien in sich wiederholenden, in ihrem Wesen jedoch immer einzigartigen Prozessen. Sie sind außerdem offen genug, dass man sie beim Lesen mit Assoziationen füllen und sie sich so zu eigen machen kann.
Ich hoffe, dass die Haikus und die Bilder berühren, erheitern und bewegen; dass man sich auch mal selbst darin wiederfinden kann, mal lachen muss, ins Träumen kommt, sich selber erlauben kann, traurig zu sein, nicht perfekt sein zu müssen und so fort.
Und ich bedanke mich noch einmal herzlich bei allen Gästen/ KlientInnen/ Reisenden für die Genehmigung, diejenigen Haikus hier zu veröffentlichen, die in Verbindung mit einer einzelnen Sitzung stehen. Außerdem habe ich mich sehr über die positive Resonanz auf die Gedichte gefreut.
Zur Kunst: Was sind Blitzporträts?
Vorweg: Die Bilder sind intuitiv kombiniert und haben nichts mit den realen Personen zu tun. „Blitzporträts“ sind sehr schnell gezeichnete Porträts. Das hohe Tempo und der Schwung der Linie haben höchste Priorität. Nachbearbeiten ist nur in Maßen erlaubt. Wie bei den Haikus halte ich mich an bestimmte Vorgaben, an andere nicht, das sind meine eigenen Gesetze. Wenn die passend sind – das heißt, nicht zu streng, nicht zu beliebig und insgesamt konstant – dann ist eine gute Bahn für den künstlerischen Fluss da.